Katharina Krause und Kristina Lange: Vom Dolmetscher-Studium zur Firmengründung

20.09.2019

Vom Dolmetscher-Studium zur Firmengründung
© Antje Peter

Im Studium in Berlin lernten sie sich kennen. Ihre ersten Einsätze als Dolmetscherinnen erlebten sie gemeinsam. Dann gründeten Katharina Krause und Kristina Lange eine GbR, die sich längst zu einer GmbH mit fest angestellten Mitarbeitern entwickelt hat. Eine Erfolgsgeschichte, zu der auch Rückschläge gehören.

Schon als Studentinnen begeisterten sich Katharina Krause und Kristina Lange für die Selbständigkeit. Ein eigenes Unternehmen, eigene Büroräume, ein gemeinsamer Internetauftritt, zusammen als Chefinnen agieren und sich auf dem Markt etablieren: Das schien den jungen Frauen nicht nur eine tolle Idee, sondern auch tatsächlich machbar. Im Februar 2003 gründeten sie die TL TRANSLATIONES GbR. Natürlich in Berlin, der Stadt, an die beide ihr Herz verloren hatten.

Keine vier Jahre später änderten sie die Rechtsform. Der Schritt zur GmbH war nur folgerichtig: „Das Unternehmen war schnell und stark gewachsen“, sagt Katharina Krause. „Das Projektvolumen wurde immer umfangreicher, und wir suchten nach weiteren festen Mitarbeitern.“

Sorgfältig ausgewählte Lehrkräfte

Heute umfasst das Leistungsangebot von TL TRANSLATIONES drei Bereiche: Dolmetschen, Übersetzen, Deutschkurse. Die Geschäftsführerinnen übersetzen mit ihrem Freelancer-Pool für ihre Kunden Verträge, technische Dokumente und Websites in viele Sprachen. Sie stellen Konferenzdolmetscherteams für internationale Fachkonferenzen, Seminare oder Delegationsbegleitungen bereit. Und sie bieten für Unternehmen wie Individualschüler maßgeschneiderte Gruppen- und Einzelkurse für Deutsch im Beruf an. Dafür setzen sie auf sorgfältig ausgewählte Lehrkräfte, die über große Expertise im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache verfügen.

Die TL TRANSLATIONES GmbH ist ein inhabergeführtes Unternehmen. Katharina Krause und Kristina Lange übernehmen als Geschäftsführerinnen alle dazugehörigen Management-Aufgaben. Obendrein sind sie natürlich weiterhin als Konferenzdolmetscherinnen tätig. Fest angestellt arbeiten zwei Projektleiterinnen für die Firma, die sich sich hauptsächlich um das Tagesgeschäft der Übersetzungskunden kümmern.

Ein großes externes Netzwerk hilft

Für die Buchhaltung ist eine weitere fest angestellte Mitarbeiterin zuständig. Die Übersetzungen selbst und auch ein Teil der Dolmetscheinsätze werden von externen Kollegen durchgeführt. Die beiden Dolmetscherinnen greifen dazu auf ein großes Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen zurück. „Manchmal geht es bei uns zu wie im Taubenschlag“, sagt Kristina Lange. „Da finden dann an einem Arbeitstag zwei oder drei parallele Dolmetscheinsätze statt, gleichzeitig liefern unsere Projektleiterinnen zehn Übersetzungen aus und schreiben schon wieder zehn neue Angebote.“

Die beiden Gründerinnen sehen in der Struktur ihrer Firma eine große Stärke: „Wir verbinden die individuelle und persönliche Betreuung durch ein kleines Büro mit den Vorzügen eines großen Netzwerkes“, erklärt Kristina Lange. „Im Prinzip haben wir die Kapazitäten einer großen internationalen Agentur.“ Katharina Krause veranschaulicht das an einem Beispiel: „Der Kunde kann bei uns die Organisation eines 20-köpfigen Dolmetscherteams für eine große Konferenz in Auftrag geben und wird dennoch von der Chefin direkt und persönlich betreut.“

Lehren aus der Krise gezogen

Die bisherigen 16 Jahre mit TL TRANSLATIONES bestanden für die beiden Unternehmerinnen nicht nur aus Höhenflügen. Wie aus dem Nichts brachen von einem Tag auf den anderen große Kunden weg. 2009 kostete das die GmbH fast die Existenz. Auf einen Schlag mussten die beiden Geschäftsführerinnen 15 Mitarbeiter entlassen und zogen aus dieser Krise ihre Lehren.

„Die Sprachdienstleistung ist als Business sehr großen Schwankungen unterworfen“, sagt Katharina Krause. „Und zudem saisonabhängig. Nur, weil es einmal ein Jahr super läuft, kann man nicht gleich etliche Mitarbeiter fest anstellen.“ Die gebürtige Berlinerin hat durch herbe Einbußen verstanden, dass Übersetzungen und Dolmetschleistungen oft als erstes eingespart werden, wenn Unternehmen Kosten senken müssen. Mittlerweile können die beiden Geschäftsführerinnen die Risiken ihres Gewerbes besser abschätzen. „Außerdem haben wir gelernt, dass es immer einen Weg gibt“, sagt Kristina Lange. „Das macht uns entspannter.“

Nicht nur im Büro

Das Büro von TL TRANSLATIONES befindet sich am Engeldamm mitten in Berlin und liegt nur wenige Schritte von der Spree entfernt. Werktags ist es von 9 bis 18 Uhr geöffnet. In dieser Zeit kümmern sich Kristina Lange und Katharina Krause um alles, was in einem kleinen Unternehmen anfällt: Vertrieb und Kundenakquise, die Planung von Messebesuchen, die Koordination von Arbeitsprozessen sowie die Organisation und Vorbereitung von Dolmetscheinsätzen.

Sind die Gründerinnen selbst im Einsatz, ergeben sich andere Arbeitszeiten. Mal dauert eine Dolmetschtätigkeit eine Stunde, mal den ganzen Tag oder sogar mehrere Tage. Manche Einsätze finden auch am Abend, an Wochenenden oder in anderen Städten in Deutschland oder Europa statt. „Für Abwechslung ist also gesorgt“, sagt Kristina Lange. Die aus Bad Oldesloe stammende Schleswig-Holsteinerin schätzt die Kombination aus Unternehmertätigkeit und klassischem Konferenzdolmetschen.

Das lernen hört nie auf

Genau wie ihre Studienfreundin denkt sie sich gerne in neue Bereiche ein und genießt es, Einblicke in unterschiedliche Branchen zu gewinnen. „Das Lernen hört nicht auf“, weiß auch Katharina Krause. „Als Unternehmerinnen mussten wir uns ohnehin einiges aneignen, was im Studium nicht vorkam: zum Beispiel eine Bilanz zu lesen, Mitarbeitergespräche zu führen, Arbeitsverträge aufzusetzen.“

Gestartet sind die Dolmetscherinnen komplett ohne Eigenkapital. „Bei der Berliner Volksbank haben wir trotzdem von Anfang an einen Betriebsmittelkredit erhalten“, sagt Kristina Lange. „Und 2006 bekamen wir dort auch noch einen Investitionskredit für den Ausbau unseres Büros bewilligt“, ergänzt ihre Geschäftspartnerin. „Wir sind sehr froh, mit der Berliner Volksbank früh einen flexiblen Partner gefunden zu haben, der auch kleine Unternehmen ernst nimmt.“

Für die Zukunft planen die Dolmetscherinnen, ihre Position als Premium-Sprachdienstleister auf dem deutschen Markt noch weiter auszubauen. Dafür wollen sie auch auf technische Neuerungen setzen. Die nächste Software-Generation aus dem CAT-Bereich (Computergestütztes Übersetzen) sowie das Remote Interpreting (Dolmetschen per Videoschaltung) sollen TL TRANSLATIONES dabei helfen, den Kunden einen noch besseren Service zu bieten.