Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 28.04.2025
- IWF warnt und lobt
- Aktien: Entspannungshoffnung bereitet Plus
- Anleihen: Leichte Renditerückgänge
- Devisen: Dollar bleibt schwach
- Rohstoffe: Ölpreise fallen weiter
- Geschäftsklima trotz Zoll-Sorgen gestiegen
- Exporterwartungen stark eingetrübt
- Höhere Staatsverschuldung im Euroraum
- Euroraum-Verbrauchervertrauen gesunken
IWF warnt und lobt
Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) laden zur Frühjahrstagung nach Washington ein. Passend dazu hat der IWF die neuesten Ausgaben des World Economic Outlook, des Global Financial Stability Report und des Fiscal Monitor veröffentlicht. Angesichts der US-Zollpolitik wurden fast alle Wachstumsprognosen nach unten korrigiert. Auffällig ist dabei, dass Deutschland bei den Wachstumsprognosen mit einem Nullwachstum erneut das Schlusslicht unter den großen Volkswirtschaften bildet. Im Vorjahr war Deutschland das einzige Land in der Vergleichsgruppe mit einer schrumpfenden Wirtschaft. Die Wachstumsprognose für die USA fällt zwar positiver aus, wurde aber aufgrund der gestiegenen Unsicherheit gegenüber früheren Prognosen deutlich um einen Prozentpunkt nach unten korrigiert. Hinsichtlich der Inflationsentwicklung wird für die entwickelten Volkswirtschaften in diesem und im nächsten Jahr eine Annäherung an das Inflationsziel erwartet. Die große Ausnahme bilden hier die USA, für die die Inflationsprognose um einen Prozentpunkt angehoben wurde. Darin spiegelt sich neben der Preisdynamik im Dienstleistungssektor insbesondere der Angebotsschock durch die Zollpolitik wider. Zinssenkungen der Fed dürften damit unwahrscheinlicher werden.
Die Risiken für die globale Finanzstabilität haben sich angesichts der gestiegenen Volatilität an den Finanzmärkten, insbesondere aufgrund restriktiverer Finanzierungsbedingungen, deutlich erhöht. Auch hier spielt die gestiegene Unsicherheit eine wichtige Rolle. Diese hat laut IWF ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht. Zur Eindämmung finanzieller Instabilitäten wird empfohlen, Notfall-Liquiditätsfazilitäten bei den Zentralbanken vorzubereiten. Gewarnt wird auch vor der hohen und weiter steigenden Staatsverschuldung. Hier wird vor allem vor Refinanzierungsrisiken angesichts steigender langfristiger Zinsen gewarnt. Auch der Aufbau von Finanzpolstern für Krisenzeiten sollte stärker fokussiert werden. Das beschlossene deutsche Fiskalpaket wurde dennoch besonders gelobt.
Aktien: Entspannungshoffnung bereitet Plus
Zu Beginn der Handelswoche belasteten vor allem Äußerungen des US-Präsidenten über eine mögliche Entlassung von Fed-Präsident Powell die Aktienmärkte. Die Sorge um die Unabhängigkeit der Fed führte insbesondere in den USA zu deutlichen Kursverlusten. Zur Wochenmitte kam es zu einer Erholung an den Aktienmärkten, als Meldungen über eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China die Runde machten. Am Ende stand ein Wochengewinn von rund 4,90 % für den DAX, der bei 22.242 Punkten schloss. Auch die US-Märkte konnten um bis zu 6,70 % zulegen.
Anleihen: Leichte Renditerückgänge
Die Angriffe auf die Fed haben zu einem Anstieg der längerfristigen US-Renditen geführt. Auch die Kapitalbewegungen aus den USA nach Europa haben die EU-Zinsen sowohl am kurzen als auch am langen Ende nach unten gedrückt. Mitte der Woche beruhigte der US-Präsident die Märkte, indem er bestätigte, dass er nicht beabsichtige, den Fed-Vorsitzenden zu entlassen. Die US-Renditen gaben wieder etwas nach. Am Ende der Handelswoche lagen die zehnjährigen Bundrenditen etwas höher bei 2,47 %, die US-Anleiherenditen lagen im Wochenvergleich etwas niedriger bei 4,26 %.
Devisen: Dollar bleibt schwach
Auch der US-Dollar geriet wegen der Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Notenbank weiter unter Druck. Damit setzt sich die Flucht aus dem Greenback fort. Gleichzeitig wertet der Euro weiter auf. Der Zinsrückgang im Euroraum dürfte auch mit importierter Preisstabilität zu tun haben. Die Beschwichtigungen des US-Präsidenten in Richtung Fed sorgten für eine Erholung des US-Dollars. Zum Wochenschluss schloss der Dollar gegenüber dem Euro nahezu unverändert bei 1,137.
Rohstoffe: Ölpreise fallen weiter
Die negativen Auswirkungen der US-Zölle auf das Weltwirtschaftswachstum dürften sich auch in einer geringeren Ölnachfrage widerspiegeln, so die Befürchtung vieler Händler. Der Abwärtstrend dürfte sich fortsetzen, und vereinzelte Erholungen auf Eindeckungen von Leerverkäufen zurückzuführen sein. Der Ölpreis schloss niedriger bei 66,60 US-Dollar.
Geschäftsklima trotz Zoll-Sorgen gestiegen
Nach dem Mitte April gemeldeten Einbruch der ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland ist der ifo Geschäftsklimaindex überraschend gestiegen. Der wichtige Stimmungsindikator legte leicht von 86,7 Punkten im März auf 86,9 Punkte im April zu. Er befindet sich damit aber weiterhin auf niedrigem Niveau.
Maßgeblich für den Anstieg des Geschäftsklimaindexes war seine Lagekomponente. Die vom ifo Institut befragten Unternehmen haben ihre Geschäftslage insgesamt positiver beurteilt als zuvor. Die Geschäftsaussichten wurden angesichts der jüngsten handelspolitischen Entwicklungen jedoch deutlich pessimistischer bewertetet. So hat US-Präsident Donald Trump Anfang April pauschale Zölle in Höhe von 10 % auf US-Importe aus allen Staaten der Welt angeordnet. Zudem kündigte Trump individuelle Strafabgaben an, je nach Handelsdefizit mit den USA, die aber bislang nur teilweise wirksam wurden. Diese handelspolitischen Entscheidungen haben die Geschäftserwartungen insbesondere in den stärker exportorientierten Wirtschaftsbereichen Verarbeitenden Gewerbe und Großhandel merklich eingetrübt. Auch die Unsicherheit unter den Unternehmen hat stark zugenommen.
Alles in allem spricht das Niveau und die Entwicklung des Geschäftsklimas dafür, dass die hartnäckige Wirtschaftsflaute in Deutschland in den kommenden Monaten noch anhalten wird.
Exporterwartungen stark eingetrübt
Vor dem Hintergrund der durch die neuen US-Zölle gestiegen Sorgen um die globale Konjunkturentwicklung und den Welthandel sind die ifo Exporterwartungen abgestürzt. Der Indikator gab im April um 7,5 auf -9,8 Punkte nach. Der Indikator befindet sich nun auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2020. Damit überwiegt der Anteil der befragten Unternehmen, die in den nächsten Monaten mit einer Verschlechterung des Exportgeschäfts rechnen, den Anteil der Umfrageteilnehmer, die eine Verbesserung erwarten wieder deutlicher. Im Februar waren die ifo Exporterwartungen noch leicht gestiegen. Der Verlauf der Exporterwartungen spricht gegen eine nachhaltige Belebung der Warenausfuhren Deutschlands. Diese waren jüngst, im Februar, erstmals seit zwei Monaten etwas gestiegen, was mit Vorzugseffekten im Vorfeld der Zollanhebungen zusammenhängen könnte.
Höhere Staatsverschuldung im Euroraum
Im Zuge der schwächeren Konjunkturentwicklung ist die öffentliche Verschuldung im Euroraum zuletzt erneut stärker gestiegen als die Wirtschaftsleistung. Nach ersten Berechnungen von Eurostat legte die Staatsschuldenquote daher von 87,5 % im 4. Quartal 2023 auf 87,6 % im 4. Quartal 2024 zu. Die Relation aus gesamtstaatlichen Schulden und nominalen Bruttoinlandsprodukt befindet sich damit weiterhin deutlich über der im Maastricht- Vertrag festgeschriebenen Obergrenze von 60 %.
Unter den Euroraum-Mitgliedsstaaten wiesen Griechenland (153,6 %) und Italien (135,3 %) im 4. Quartal 2024 erneut die höchsten Schuldenquoten auf. Während die für Italien ermittelte Quote gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,7 Prozentpunkte zulegte, gab die für Griechenland berechnete Quote um deutliche 10,3 Prozentpunkte nach.
Für Deutschland wurde ein leichter Rückgang der Schuldenquote von 62,9 % im 4. Quartal 2023 auf 62,5 % im 4. Quartal 2024 gemeldet.
Euroraum-Verbrauchervertrauen gesunken
Die wirtschaftliche Stimmung unter den Verbrauchern des Euroraums hat sich deutlich verschlechtert. Der Indikator des Verbrauchervertrauens ist nach vorläufigen Angaben der EU-Kommission im April um 2,2 Punkte auf -16,7 Punkte gesunken.
Zu Jahresbeginn war der Indikator im Zuge der nachlassenden Inflation und der sinkenden Arbeitslosigkeit noch leicht gestiegen. Grund für den Rückgang dürfte die durch die jüngsten US-Zölle gestiegenen Sorgen um die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sein.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR