Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 18.03.2024

  • EZB steuert auf Zinssenkung im Juni zu …
  • … wie es weiter geht ist offen
  • Geldpolitischer Rahmen überarbeitet
  • Aktien: Marke von 18.000 geknackt
  • Anleihen: Renditen steige an
  • Devisen: Euro etwas schwächer
  • Rohstoffe: Rohölpreis legt zu
  • 22,1 % mehr Unternehmensinsolvenzen 2023
  • Euroraum-Industrieproduktion stark gesunken
  • Wirtschaftsforschungsinstitute vermindern BIP-Prognosewerte

EZB steuert auf Zinssenkung im Juni zu …

Die Erwartung einer ersten Zinssenkung der EZB im Juni wurde von ihrem Chefökonom, Philip Lane, bestätigt. Eine wichtige Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass die Lohndynamik sich abflache. Manche Vertreter des Rats der EZB können sich auch schon im April einen Zinsschritt vorstellen, befinden sich damit aber offenbar in der Minderheit.

… wie es weiter geht ist offen

Im weiteren Jahresverlauf dürften nach Markt-meinung drei bis vier weitere Zinsschritte folgen. Das Vorgehen dürfte voraussichtlich datenabhängig sein. Ein Risikofaktor bleibt die Lage im Nahen Osten. Bei einer Eskalation des Konflikts mit weitergehenden Einschränkun-gen des Seeverkehrs wäre ein deutlicher Anstieg der Rohölpreise wahrscheinlich.

Geldpolitischer Rahmen überarbeitet

Die EZB hat ihren operativen Rahmen überarbeitet. Im Zuge ihrer Anleihekäufe ist die Bilanz der EZB extrem angewachsen. Die Kreditinstitute halten seitdem sehr hohe
Liquiditätsbestände bei der EZB. Infolgedessen bewegen sich die Geldmarktzinsen nahe am Einlagezins der EZB („Floor system“) und nicht mehr wie in der Zeit davor oberhalb des Haupttendersatzes. Diese Form der Geld-marktsteuerung soll bis auf Weiteres Bestand haben, auch wenn sich die Anleihebestände in den Büchern der EZB allmählich verringern. Der Einlagezins bleibt damit der wichtigste der drei Leitzinsen der EZB. Allerdings soll der Abstand zwischen Einlagesatz und Haupt-tendersatz ab September dieses Jahres von 50 auf 15 Basispunkte verringert werden. Im Jahr 2026 soll der geldpolitische Rahmen erneut überprüft werden.

Langfristig will die EZB ein „strukturelles Anleiheportfolio“ einrichten. Dies kann sinn-voll sein, sofern seitens der Kreditinstitute eine sehr hohe strukturelle Liquiditätsnachfrage besteht, die auf anderem Wege nicht befriedigt werden kann. Die EZB darf aber nicht auf diesem Weg die Finanzierung von Staatsverschuldung institutionalisieren.

Positiv ist, dass die EZB ihre Regelungen zur Mindestreserve bestätigt, und nicht wie befürchtet erhöht hat.

Aktien: Marke von 18.000 geknackt

Getrieben von der soliden Weltkonjunktur und dem Boom um die Künstliche Intelligenz hat der deutsche Leitindex kurzzeitig die Marke von 18.000 Punkten überschritten. Angesichts der globalen Ausrichtung vieler Unternehmen halten viele Analysten die Kursgewinne für berechtigt, rechnen aber im weiteren Jahresverlauf nicht mit einem weiteren hohen Kursplus. Zum Ende der Woche schloss der DAX bei 17.936,65 Punkten, im Vorwochenvergleich war dies ein Anstieg um 0,7 %. Der Dow Jones bewegte sich seitwärts (-0,02 %) und schloss mit 38.714,77 Punkten. Die amerikanischen Aktien wurden von der noch hartnäckigen Inflation belastet. Am Mittwoch entscheidet der Offenmarkt-ausschuss der Fed über den Leitzins.

Anleihen: Renditen steige an

Im Wochenverlauf haben sich die Anleiherenditen dies- und jenseits des Atlantiks erhöht. Ein Treiber waren Daten zur US-Verbraucherpreisinflation, die im Jahresvergleich im Februar mit 3,1 % höher ausfiel als erwartet. An den Märkten wird eine Zinssenkung der Fed nun frühestens im Juni erwartet. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen lag am Freitag, dem 15.03., mit 2,44 % um 17 Basispunkte höher als eine Woche zuvor. In den USA erhöhte sich die Rendite um 23 Basispunkte auf 4,31 %.

Devisen: Euro etwas schwächer

Wenig Bewegung gab es beim Wechselkurs der Gemeinschaftswährung. Die höhere US-Inflation unterstützte den Dollar. Zum Wochenausklang lag der Kurs bei 1,089 Dollar pro Euro, zur Vorwoche entspricht dies einem Rückgang um 0,7 %.

Rohstoffe: Rohölpreis legt zu

Die Rohölpreise haben sich in der zweiten Märzwoche erhöht. Ursache waren die Angriffe der Ukraine auf russische Raffinerien, ein überraschender Anstieg der US-Lager-bestände und eine Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) für eine starke Nachfrage im laufenden Jahr. Zum Ende der Woche kostete Rohöl der Sorte Brent 85,44 Dollar pro Barrel, im Vorwochenvergleich stiegen die Preise damit um 4,0 %. Der Preis für Gas erhöhte sich um 2,0 % auf 27,0 Euro pro Megawattstunde und damit weniger stark als der Ölpreis.

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22,1 % mehr Unternehmensinsolvenzen 2023

Vor dem Hintergrund der hartnäckigen Konjunkturschwäche, der vielfach stark gestiegenen Kosten und des Zurückfahrens staatlicher Krisenhilfen hat die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2023 spürbar zugenommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die beantragten Firmenpleiten gegenüber 2022 um 22,1 % auf 17.814 Fälle gestiegen. Der Anstieg fiel damit ähnlich kräftig aus, wie vom BVR zuletzt prognostiziert (+22,4 % auf rund 17.900 Fälle). Allerdings liegt die Fallzahl damit noch immer unter dem Niveau, das 2019 vor der Corona- und der sich anschließenden Energiekrise markiert wurde (18.749 Fälle). Der amtliche Schnellindikator zu den Regelinsolvenzen lässt für den Jahresbeginn 2024 einen weiteren Anstieg der Fallzahlen erwarten. Der Indikator übertraf jüngst, im Februar, seinen entsprechenden Vorjahres-monatswert um 18,1 %. Der BVR prognostiziert für das gesamte Jahr 2024 eine weitere Zunahme der Unternehmensinsolvenzen um rund 8 %. Nicht nur die Unternehmens- auch die Verbraucherinsolvenzen sind 2023 gestiegen. Sie legten im Vorjahresvergleich um 0,7 % auf 66.887 Fälle zu und somit ebenfalls in ähnlichem Umfang wie vom BVR zuletzt erwartet (+1,0 % auf etwa 67.100 Fälle).

Euroraum-Industrieproduktion stark gesunken

Zu Jahresbeginn hat sich die Industrie-produktion im Euroraum deutlich vermindert. Die Erzeugung sank im Januar gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 3,2 %, nachdem sie im Dezember um ebenfalls deutliche 1,6 % gestiegen war. Hauptgrund für die Berg- und Talfahrt der Industrieproduktion war – wieder einmal - ein statistischer Effekt in Irland. Hier führte offenbar eine unzureichende Saisonbe-reinigung im Dezember zu einem überaus kräftigen Anstieg um 19,0 %, auf den dann im Januar ein Einbruch um 29,0 % folgte. In naher Zukunft dürfte die Industrieproduktion eher weiter zurückgehen als steigen. Hierauf deutet zumindest der Order-Indikator der EU-Kommission hin, der im Februar auf seinem niedrigen Vormonatsstand von -20,2 Punkten verharrte.

Wirtschaftsforschungsinstitute vermindern BIP-Prognosewerte

In den vergangenen Wochen haben viele Wirtschaftsforschungsinstitute ihre neuen Frühjahrs-Konjunkturprognosen vorgelegt. Die Wachstumseinschätzungen für Deutschland im Jahr 2024 wurden dabei unisono nach unten korrigiert. So hatten beispielsweise die Fachleute des Münchener ifo Instituts in ihrer Dezember-Prognose noch mit einem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9 % gerechnet. Aktuell erwarten sie nur noch einen BIP-Zuwachs um 0,2 %. Mit der Verminderung der Prognosewerte hat auch deren Streuung deutlich abgenommen. Die BIP-Prognosen liegen nun in einer Bandweite zwischen 0,0 % (DIW) und 0,3 % (RWI).

Die ifo Konjunkturexperten begründen ihre Abwärtskorrektur mit dem für sie unerwartet schwachen Winterhalbjahr 2023/24. Demnach haben die Konsum-Zurückhaltung, die hohen Zinsen und Preissteigerungen, die Sparbeschlüsse der Regierung und die schwache Weltkonjunktur die deutsche Wirtschaft erneut in eine Winterrezession schlittern lassen. Gemäß der aktuellen ifo-Prognose dürfte das preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP im zu Ende gehenden 1. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,1 % sinken, nach einem Rückgang um 0,3 % im 4. Quartal. Erst zur Jahresmitte werde sich die Wirtschaftsleistung beschleunigen, mit dem allmählichen Wegfall der Belastungen bei Zinsen und Preisen sowie den Auswirkungen der höheren Kaufkraft für die Verbraucher. Trotz der Konjunkturflaute dürfte die Zahl der Beschäftigten weiter steigen. Die Erwerbstätigenzahl dürfte von 45,9 Mio. im Jahresdurchschnitt 2023 auf 46,4 Mio. im Jahr 2024 zunehmen. In Hinblick auf die Inflationsrate erwarten die ifo Experten einen Rückgang von 5,9 % 2023 auf 2,3 % 2024.

Die neuen Konjunkturprognosen bekräftigen den BVR in seiner Einschätzung, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands nur langsam an Fahrt aufnehmen und auf Jahressicht stagnieren wird. Der BVR hat bereits im Dezember seinen BIP-Prognosewert für 2024 auf 0,0 % vermindert, wegen der Folgen des Verfassungsgerichts-Haushaltsurteils und der geopolitischen Eskalation im Nahen Osten.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR