Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 14.04.2025

  • Auf Regen folgt Sonnenschein (?)
  • EZB vor nächster Zinssenkung
  • Aktien: Erholung nur von kurzer Dauer
  • Anleihen: US-Anleiherenditen bleiben erhöht
  • Devisen: US-Dollar zunehmend unter Druck
  • Rohstoffe: Gold erreicht neues Allzeithoch
  • Wirtschaftsforscher vermindern Wachstumseinschätzung
  • Leichte Belebung der Ausfuhren
  • Mehr Insolvenzen zu Jahresbeginn

Auf Regen folgt Sonnenschein (?)

Das mag sich so mancher Anleger beim Blick ins Depot in der vergangenen Handelswoche gedacht haben. Wer dem US-Präsidenten in den sozialen Medien folgte, bekam sogar rechtzeitig den Hinweis, dass es ein guter Zeitpunkt zum Kaufen sei. Es folgte die Ankündigung, die erhöhten Zölle für die meisten Länder wieder zurückzunehmen – zumindest für 90 Tage. Die große Ausnahme bleibt China, im Handelskonflikt haben sich beide Seiten mittlerweile auf 125 % (China) bzw. 145 % (USA) Zölle hochgeschaukelt, wobei China angekündigt hat, es dabei belassen zu wollen, frei nach dem Motto: Schlimmer geht es nimmer. Und in der Tat dürfte es ab einer gewissen Höhe egal sein, wie hoch der Zoll genau ist, irgendwann sind die Importe einfach nicht mehr wettbewerbsfähig. Warum sich die Anleger so sehr darüber freuten, dass z. B. der Nasdaq Composite Index mit einem Tagesplus von 12,6 % den höchsten Wertzuwachs seit Einführung des Index im Jahr 2001 verzeichnete, mag so klar nicht sein. Die pauschalen Zölle in Höhe Von 10 % bleiben in Kraft, und damit ist das, was bis vor kurzem noch als befürchtetes Szenario galt, nun zum Hoffnungsszenario geworden. Wie nachhaltig die Aufwärtsbewegung an den Börsen ist, bleibt dennoch abzuwarten.

EZB vor nächster Zinssenkung

Nachdem es kurzzeitig nach einer Zinspause im April aussah, dürfte die jüngste Zollentwicklung die Währungshüter auf ihrer kommenden Sitzung doch noch zu einer Zinssenkung um 25 Basispunkte bewegen. Die Pauschalzölle und noch höhere Zollsätze auf Stahl, Aluminium und Autos bleiben bestehen. Die Auswirkungen auf die Inflation sind noch schwer abzuschätzen und hängen insbesondere von der Gegenreaktion sowie den Auswirkungen auf die Nachfrage und den Wechselkurs ab. Die Wachstumsprognosen werden jedoch bereits nach unten korrigiert. Sinkende Energiepreise (v. a. Öl), das Ausbleiben umfassender Gegenzölle und die Aufwertung des Euro wirken inflationsdämpfend. Insgesamt dürfte dies den EZB-Rat zu einer Zinssenkung bewegen.

Aktien: Erholung nur von kurzer Dauer

Betrachtet man historische Parallelen von Phasen erhöhter Volatilität und kurzfristigen Rallys, so zeigt sich, dass es sich oft nur um kurze Gegenbewegungen handelt (im Börsen-jargon oft als Bull Trap oder Bärenmarktfalle bezeichnet). So kam es auch zum Ende der Handelswoche nach Bekanntwerden der chinesischen Gegenzölle zu Verlusten. Am Ende schloss der DAX mit einem leichten Minus bei 20.374 Punkten. Die US-Börsen bleiben deutlich mit über 5 % im Plus.

Anleihen: US-Anleiherenditen bleiben erhöht

Der Grund für die Rücknahme der hohen Zölle dürften insbesondere die hohen Verluste bei US-Staatsanleihen sein, die zu einem deutlichen Anstieg der Anleiherenditen geführt haben. Diese stiegen in den letzten Tagen um rund 50 Basispunkte auf 4,47 %. Im Gegensatz zu den Aktien ist eine Gegenbewegung bisher ausgeblieben. Sorgen bereiten u. a. die hohen chinesischen Bestände an US-Staatsanleihen, die bei einem Verkauf weiteren Druck auf die US-Zinsen ausüben würden. Die Bundrendite liegt zur Vorwoche mit 2,53 % etwas niedriger.

Devisen: US-Dollar zunehmend unter Druck

Der US-Dollar steht stark unter Druck. Gegen-über dem Euro hat er mit 1,147 US-Dollar den höchsten Stand seit Februar 2022 erreicht, und auch der effektive Wechselkurs, der den Wert gegenüber einer Gruppe von Ländern misst, ist deutlich gesunken. Dies ist besorgniserregend, da die Zölle eigentlich zu einer Aufwertung führen sollten, da die Nachfrage nach ausländischen Gütern und Währungen sinkt. Die Rezessionsängste in den USA und der Vertrauensverlust dürften jedoch stärker wirken. Der Status als sicherer Hafen wird zu-nehmend in Frage gestellt. Im Gegenzug steigt die Nachfrage nach anderen sicheren Häfen und der Schweizer Franken wertete zuletzt deutlich auf, so dass bereits Devisenmarktinterventionen der Schweizerischen National-bank als Gegenmaßnahme erwartet werden.

Rohstoffe: Gold erreicht neues Allzeithoch

Der Ölpreis fällt weiter auf 65,32 US-Dollar für die Sorte Brent. Der Goldpreis erreicht nach einer kleineren Korrektur wieder neue Allzeithochs, unterstützt von der hohen Unsicherheit und dem schwachen US-Dollar.

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Wirtschaftsforscher vermindern Wachstumseinschätzung

Die an der Gemeinschaftsdiagnose teilnehmenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben am vergangenen Donnerstag ihr aktuelles Frühjahrsgutachten veröffentlicht. Mit dem Gutachten, das den Titel „Geopolitischer Umbruch verschärft Krise – Strukturreformen noch dringlicher“ trägt, haben sie ihre Wachstumseinschätzung für Deutschland 2025 deutlich nach unten korrigiert. Während die Forscher in ihrem letzten Herbstgutachten noch mit einem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,8 % gerechnet hatten, prognostizieren sie nunmehr lediglich einen minimalen Anstieg um 0,1 %.

Begründet wird die Abwärtskorrektur mit einer sich abzeichnenden geringeren Dynamik im Sommerhalbjahr. Diese werde insbesondere wegen der US-Zollpolitik schwächer sein. Damit verzögere sich die Erholung erneut. Erst im weiteren Prognosezeitraum dürfte die expansive Finanzpolitik die Konjunktur beleben.

Für 2026 rechnen die Forschungsinstitute mit einem BIP-Zuwachs um 1,3 %. In Hinblick auf die Verbraucherpreise prognostizieren sie, dass diese im kommenden Jahr mit 2,1 % etwas schwächer steigen werden wie im laufenden Jahr (2,2 %). Auch für die Arbeitslosenquote wird ein leichter Rückgang erwartet, von 6,3 % im Jahresdurchschnitt 2025 auf 6,2 % 2026.

Nach Einschätzung der Forschungsinstitute ist die noch andauernde Schwächephase der hiesigen Wirtschaft nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Natur. Strukturelle Schwächen bestünden unter anderem in der rückläufigen Erwerbsbevölkerung und den hohen bürokratischen Lasten.

Der BVR teilt das im Frühjahresgutachten dargestellte Konjunkturbild weitgehend. In den Prognosewerten sind die Folgen der am 5. April wirksam gewordenen pauschalen US-Zollerhöhung in Höhe von 10 % aber noch nicht berücksichtigt. Wird deren dämpfende Wirkung eingerechnet, würde das für Deutschland 2025 erwartete Mini-Wachstum von 0,1 % wegfallen und die Inflation würde höher ausfallen.

Leichte Belebung der Ausfuhren

Nach einem schwachen Jahreswechsel hat das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft im Februar etwas zugenommen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden von Deutschland kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 131,6 Mrd. Euro ausgeführt, 1,8 % mehr als im Vormonat. Im Dezember und Januar hatten die Ausfuhren im Wesentlichen noch stagniert. Auch die Waren-importe nach Deutschland expandierten im Februar. Sie stiegen im Vormonatsvergleich um 0,7 % auf 113,8 %, nachdem sie bereits im Januar (+5,0 %) zugelegt hatten.

Insgesamt legen die jüngsten Daten nahe, dass vom Außenhandel als Ganzes im 1. Quartal erneut eine dämpfende Wirkung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausgeht. Im 4. Quartal verminderte der Außenbeitrag die Veränderungsrate des preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP gegenüber dem Vor-quartal rechnerisch um 1,2 Prozentpunkte.

Mehr Insolvenzen zu Jahresbeginn

Angesichts der noch anhaltenden Wirtschafts-flaute hat sich der Aufwärtstrend in den amtlichen Insolvenzdaten in Deutschland zu Jahresbeginn fortgesetzt. Von den Amtsgerichten wurden im Januar 1.830 Unternehmens- und 6.221 Verbraucherinsolvenzen gemeldet. Dies waren 12,8 % beziehungsweise 10,0 % mehr Fälle als im entsprechenden Vorjahresmonat.

Für die nächsten Monate zeichnet sich ein weiterer Anstieg der Fallzahlen ab. Hierauf lässt auch der Schnellindikator des Statistischen Bundesamtes zu den beantragten Regelinsolvenzen schließen. Dieser lag im März um 5,7 % über seinem Vorjahresmonatswert.

Gemäß der aktuellen Insolvenzprognose des BVR wird die Zahl der Firmenpleiten im Jahr 2025 voraussichtlich um rund 16 % anwachsen, nachdem sie im Vorjahrum 22,4 % gestiegen war. Auch die Verbraucherpleiten werden weiter zunehmen. Nach einem Plusum 6,5 % im Jahr 2024 werden sie im laufenden Jahr voraussichtlich um etwa 6 % zulegen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR