Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 04.03.2024

  • EZB: Zinsen dürften unverändert bleiben
  • Reuters: EZB behält floor system bei
  • Aktien: Ein weiteres Allzeithoch
  • Anleihen: Weitgehend unverändert vor EZB-Entscheid
  • Devisen: Auch Euro unverändert
  • Rohstoffe: Ölpreis legt zu
  • Arbeitsmarkt trotzt der Konjunkturschwäche
  • Inflationsrate erneut zurückgegangen
  • Konsumklima stabilisiert sich
  • Euroraum-Verbrauchervertrauen fester

EZB: Zinsen dürften unverändert bleiben

Im Vorfeld des dieswöchigen Zinsentscheides am 07. März gab es keine Überraschungen. Der grobe Trend nachlassender Inflation setzte sich fort, insbesondere die Kerninflation bleibt aber oberhalb des Ziels der Europäischen Zentralbank. Entsprechend erwarten die Märkte und der BVR für diese Woche erneut keine Veränderung der Leitzinsen durch die EZB.

Ebenso erscheint weiterhin eine erste Zinssenkung in der Sitzung am 06. Juni 2024 wahrscheinlich. Bis dahin dürften die Inflationsraten hinreichend gesunken sein, um eine erste vorsichtig kommunizierte Zinssenkung durchzuführen. Zudem könnte die Fed in ihrer Junisitzung am 12. Juni ebenfalls die erste Zinssenkung vollziehen, womit sich die beiden großen Notenbanken im Gleichschritt bewegen würden. Das ist zwar nicht notwendig, würde sich aber mit dem Vorgehen beim Zinserhöhungspfad in 2023 decken.

Reuters: EZB behält floor system bei

Reuters berichtete am 29. Februar über die gegenwärtig laufende Überarbeitung der geldpolitischen Strategie der EZB. Spezifisch berichtete Reuters unter Berufung auf anonyme Quellen, dass die EZB an ihrem „floor“-System festhalten werde. Damit wird die Einlagefazilität auch weiterhin die Untergrenze der Zinssätze am Markt darstellen.

Nach dem Abbau der Überschussliquidität solle dieses Untergrenzensystem zudem eine Nachfragekomponente beinhalten. Die Geschäftsbanken sollen nach Reuters-Informationen ihren Liquiditätsbedarf selber bestimmen, ähnlich des Systems der Bank of England. Zu diesem Zweck plane die EZB, den Abstand zwischen der Einlagefazilität und der Hauptrefinanzierungsfazilität zu verringern. Momentan liegt letztere 50 Basispunkte über der Einlagefazilität von gegenwärtig 4 %. Künftig könnte dieser Abstand auf 25 Basispunkte sinken. Das entspräche auch dem Abstand zwischen Bank Rate und Lending Facility der Bank of England.

Aktien: Ein weiteres Allzeithoch

Der DAX beendete die vergangene Woche bei 17.735,07 Punkten und damit auf einem neuen Allzeithoch. Auch der technologielastige Nasdaq Composite stieg erneut, um 1,74 %. Der breite US-Index S&P 500 konnte um 0,95 % zulegen. Beide befinden sich damit ebenfalls auf Höchstständen. Damit setzte sich die Rallye der Aktienmärkte weiter fort.

Zur Stärke der großen Indizes dürfte weiterhin das passive Investieren beitragen. Das legt eine Studie der Ökonomen Hao Jiang, Dimitri Vayanos und Lu Zheng nahe. Sie beobachten, dass passive Fonds vor allem in die größten Unternehmen und Indizes investieren und diese damit stärken. Denn passive Fonds treffen bewusst keine Entscheidungen über die Lage der einzelnen Unternehmen im Index, weil der Markt als effizient angesehen wird.

Damit hängt der Ertrag passiver Fonds allerdings daran, dass die Märkte, durch aktive Entscheidungen, Fundamentalinformationen korrekt einpreisen. Ob diese Effizienz vom Wachstum des passiven Investierens beeinflusst wird, ist eine offene Frage. Das Volumen passiver Fonds schloss laut Morningstar, einem Finanzdienstleister, erst vor Kurzem zu aktiven Fonds auf.

Anleihen: Weitgehend unverändert vor EZB-Entscheid

Die Anleihenmärkte bewegten sich in der vergangenen Woche eher wenig. Die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere notierte zum Wochenende bei 2,41 % nach 2,36 % zum Wochenauftakt. Diese Unbewegtheit deckt sich mit der Markteinschätzung, dass die EZB ihre Leitzinsen erneut unverändert lassen wird.

Devisen: Auch Euro unverändert

Der Euro hielt sich in der Vorwoche stabil bei 1,08 Dollar. Damit bewegt er sich weiterhin recht mittig in dem Korridor, den er seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine einnimmt.

Rohstoffe: Ölpreis legt zu

Der Barrel Rohöl der Referenzsorte Brent kostete Ende vergangener Woche 84,19 Dollar und damit 2,15 % mehr als zu Wochenbeginn. Das entspricht dem Dreimonatsmaximum des Ölpreises und folgt den OPEC+, die ihre Ende März auslaufenden Förderkürzungen für drei Monate verlängert haben.

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Arbeitsmarkt trotzt der Konjunkturschwäche

Ungeachtet der hartnäckigen gesamtwirtschaftlichen Schwäche befindet sich der deutsche Arbeitsmarkt weiterhin in einer robusten Grundverfassung. Gleichwohl hat das schwierige Konjunkturumfeld in den jüngsten Arbeitsmarktdaten Spuren hinterlassen. So ist die Arbeitslosenzahl im Februar um 8.000 auf 2,814 Mio. Menschen gestiegen. Auch in saisonbereinigter Rechnung war ein leichter Anstieg zu verzeichnen, um 11.000. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte aber mit 5,9 % auf ihrem im langjährigen Vergleich noch immer niedrigen Stand. Dass die Arbeitsmarktlage insgesamt robust ist, zeigt sich auch im weiteren Beschäftigungsaufbau. So legte die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl im Januar gegenüber dem Vormonat um 54.000 auf 46,060 Mio. Menschen zu. In den kommenden Monaten dürfte der Stellenaufbau aber nachlassen. Hierauf deuten unter anderem der Stellenindex BA-X hin, der bundesweit die Nachfrage nach Personal misst. Der BA-X ist im Februar um 1 Punkt auf 114 Punkte gesunken.

Inflationsrate erneut zurückgegangen

Im Februar hat sich die allgemeine Teuerung in Deutschlands abermals vermindert. Die Inflationsrate, basierend auf dem vorläufigen Verbraucherpreisindex, sank von 2,9 % im Januar auf 2,5 %. Sie markiert damit den niedrigsten Wert seit Juni 2021. Hauptgrund für den Rückgang der Gesamtrate waren die Nahrungsmittelpreise, die sich im Vorjahresmonatsvergleich weniger stark verteuerten als zuvor (+0,9 % im Februar nach +3,8 % im Januar). Die Energiepreise trugen ebenfalls zum Rückgang der Inflationsrate bei, da sie sich im Februar etwas deutlicher verbilligten (-2,4 % nach -2,8 %). Die Kernrate ohne Berücksichtigung der vielfach stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreise blieb hingegen im Februar unverändert bei 3,4 %, was auf eine unvermindert hohe Binnenteuerung schließen lässt. Im Vormonatsvergleich legten die Verbraucherpreise insgesamt um 0,4 % zu, wozu vor allem weiter zunehmende Dienstleistungspreise beigetragen haben dürften. Endgültige Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise werden von der amtlichen Statistik am 12. März ver veröffentlicht. In naher Zukunft könnte es infolge einiger Sondereffekte vorübergehend wieder zu einem Anstieg der Inflationsrate kommen. Hierzu zählen die anstehende MwSt.-Satz-Normalisierung für Gas und Fernwärme, die höheren Verschiffungskosten wegen der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und das vergleichsweise frühe Osterfest, dass im März zu stärker steigenden Preisen für Tourismusdienstleistungen führen dürfte.

Konsumklima stabilisiert sich

Die wirtschaftliche Stimmung unter den Verbrauchern in Deutschland hat sich zuletzt auf niedrigem Niveau gefestigt. Das GfK-Konsumklima dürfte im März um 0,6 Punkte auf -29,0 Punkte steigen, nachdem es im Februar deutlich zurückgegangen war. Zur Stabilisierung des Konsumklimas trugen die Einkommenserwartungen der befragten Konsumenten bei, die sich insgesamt verbesserten. Der entsprechende Teilindikator stieg sprunghaft um 15,2 Punkte auf -4,8 Punkte, was angesichts der deutlichen Lohn- und Rentenerhöhungen in Verbindung mit weniger stark steigenden Preisen nicht unbegründet ist. Ihre Anschaffungsneigung und ihre Konjunkturerwartungen bewerteten die Umfrageteilnehmer hingegen nahezu unverändert verhalten. Dämpfend auf das Konsumklima wirkte die Sparneigung. Der entsprechende Teilindikator stieg um 3,4 Punkte auf 17,4 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 2008.

Euroraum-Verbrauchervertrauen fester

Nicht nur in Deutschland auch im Euroraum als Ganzes hat sich die Stimmung unter den Verbrauchern zuletzt stabilisiert. Wie die Europäische Kommission anhand vorläufiger Angaben mitteilte, nahm der Indikator des Verbrauchervertrauens im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,6 Punkte auf -15,5 Punkte zu. Der Rückgang vom Januar um 1 Punkt auf -16,1 Punkte wurde damit größtenteils wieder ausgeglichen. Allerdings befindet sich der Indikator weiterhin deutlich unter dem Stand vor dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine (-9,5) und auch unter seinem langjährigen Mittelwert (-11,3). Insgesamt sprechen die jüngsten Umfrageergebnisse der GfK und der Europäischen Kommission gegen eine schnelle Erholung der Konsumkonjunktur in Deutschland und im Euroraum.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR