Grüner Strom, selbst produziert
23.04.2025 - Lesezeit: 4 Minuten

Eine Genossenschaft, um Rehfelde mit grünem Strom zu versorgen? Gute Idee, fanden die Menschen vor Ort, und machten mit. Gute Idee, fand auch die Berliner Volksbank und übernahm die Finanzierung. Was mit zwei Windrädern begann, war - und ist bis heute - Anstoss für eine Reihe grüner Ideen.
Braucht Rehfelde eine Umgehungsstraße? Mit dieser Frage ging es damals los, mehr als zehn Jahre ist das her. Viele Menschen sahen keinen überzeugenden Grund, die Felder und Wiesen rund um ihre brandenburgische Gemeinde zu asphaltieren. Und so war die Idee mit der Umgehungsstraße bald beerdigt. Doch die Bürgerinitiative löste sich keineswegs auf, sondern fand ein neues Thema. „Am Anfang ging es darum, überhaupt was für den Klimaschutz und die erneuerbaren Energien zu tun“, erinnert sich Reiner Donath, damals Bürgermeister von Rehfelde. Die Gemeindevertretung hatte Donath auf seiner Seite: Sie bekannte sich in einem Grundsatzentschluss zur Energiewende. Schon zuvor hatte sich in Rehfelde eine Genossenschaft gegründet, um den Worten möglichst umgehend Taten folgen zu lassen: grüner Strom, selbst produziert.
Auf dem Windfeld stehen heute rund 30 Windräder. Der Blick von Reiner Donath konzentriert sich allerdings auf die beiden 2,4-Megawatt-Windräder, die heute zu 70 Prozent der Bürgerenergiegenossenschaft Rehfelde-EigenEnergie gehören. Seit 2017 drehen sie sich verlässlich und liefern grünen Strom. Die Anstoßinvestition kam von den anfangs 126 Genossenschafts-Mitgliedern, die Finanzierung übernahm die Berliner Volksbank. „Wir freuen uns, die Bürgerenergiegenossenschaft Rehfelde auf ihrem Weg zur nachhaltigen Energieversorgung zu begleiten“, sagt Wolfgang Jatzlau, zuständiger Kundenberater aus dem Bereich Immobilien & Erneuerbare Energien der Berliner Volksbank: „Energie aus der Region für die Region!“
Energiewende von der Basis
Die beiden Windräder haben Rehfelde verändert, das lässt sich schon heute sagen. Für die Mitglieder der Genossenschaft Rehfelde-EigenEnergie (deren Zahl sich übrigens verdoppelt hat) lohnt sich das Engagement auch finanziell. Jedes Jahr können sie mit einer Dividende von rund 10 Prozent rechnen. Auch die Gemeindekasse füllt sich: Die Einnahmen der 5400-Einwohner-Gemeinde durch die Gewerbesteuer sind sechsstellig.
Das Geld wird in Rehfelde genutzt, um die Energiewende weiter voranzutreiben. Solarmodule auf der Turnhalle und der Kita „Fuchsbau“ sorgen für weiteren grünen Strom. Den verfallenen Packschuppen der Deutschen Bahn hat die Genossenschaft wiederbelebt und zu einem Büro- und Veranstaltungsgebäude aufgepäppelt, natürlich mit Solaranlage und Wärmepumpe. Nebenan können E-Autos auftanken.
„Wir sind letztlich Dienstleister für die Gemeinde – wenn die Gemeinde das möchte“, sagt Holger Fleischmann, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft Rehfelde-EigenEnergie. An Ideen für die Zukunft mangelt es nicht. Der nächste Schritt, um die Energiewende vor Ort voranzubringen: mehr Solarmodule auf den Dächern.